Weniger Mähen für mehr Insekten und Wildbienen

Damit Nutz- und Wildpflanzen auch in Zukunft bestäubt werden, müssen sich die Lebensbedingungen für Wildbienen, Hummeln und andere Insekten verbessern. Die GRÜNEN stellten in der Bezirksversammlung am 27.5.2021 daher den Antrag, Grünflächen bis in den Juni ungekürzt stehen zu lassen, Mähintervalle grundsätzlich zu vergrößern und besonders artenreiche Gelände nur einmal im Jahr zu schneiden.

Honigbienen sind in Städten sehr beliebt. Sie werden ganzjährig versorgt, zugefüttert, ihre Krankheiten und Parasiten werden bekämpft, bei Bedarf werden sie in die Nähe von Trachtpflanzen transportiert. Doch ihre einseitige Förderung bringt das natürliche Gleichgewicht weiter in Schieflage.

Dana Vornhagen, stv. Fraktionsvorsitzende in Altona und Sprecherin für Grün und Naturschutz: „Bienen sind wahre Superheld*innen in unserem Ökosystem – aber Bienen sind nicht gleich Bienen. Während die Anzahl der Honigbienenvölker durch die immer beliebter werdende Hobbyimkerei zunimmt, sind viele Wildbienenarten vom Aussterben bedroht: Ihnen fehlt es an Nahrung und Nistmöglichkeiten. Das ist für unser Ökosystem gefährlich, denn nicht jede Pflanze kann von jedem Insekt bestäubt werden. Es gilt: Je größer die Pflanzenvielfalt, desto mehr Insekten gibt es und umgekehrt.
Alle Schutzmaßnahmen sollten deshalb primär den wildlebenden Insekten gelten. Mit bienenfreundlichen Pflanzen auf Balkonen und in Gärten kann jede*r auch zu Hause einen Beitrag leisten.“

Rolf Stünitz, Hobbyimker und Altonaer GRÜNEN-Abgeordneter: „Flächen in Altona zu finden ist für Hobbyimker*innen kein Problem: Bisher konnte das Bezirksamt Altona alle Anfragen bedienen. Damit aber Wildbienen und andere Insekten die Möglichkeiten zum Nisten und Überwintern bekommen, brauchen sie viele heimische Wildpflanzen – und ein bisschen Unordnung in Parks und Gärten.“

Die Reduktion der Grünflächenmahd ergänzt bereits bestehende Schutzmaßnahmen wie Blühstreifen und Wildblumenwiesen, die von der Bezirksversammlung Altona in der Vergangenheit auf den Weg gebracht wurden. Zusätzlich soll geprüft werden, wo Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten in Form von Totholz, Natursteinhaufen und Sandflächen geschaffen werden können.

Hintergrund:
Nicht jede Pflanze kann von jedem Insekt bestäubt werden, deshalb gilt: Je größer die Pflanzenvielfalt, desto mehr Insekten gibt es und umgekehrt. (Bestäuber-)Insekten leisten aber nicht nur einen unverzichtbaren Beitrag zu unserer Ernährung, sie sind auch selbst Nahrung – für Vögel, Fledermäuse, Kleinsäuger, Amphibien und Reptilen. Daher ist es für uns alle überlebenswichtig, die Arten und Anzahl von Insekten zu erhöhen.
Seit Veröffentlichung der Krefelder Studie (2017), einer Langzeituntersuchung zu den Insektenbeständen in 63 deutschen Schutzgebieten, wissen wir um die dramatischen Bestandseinbrüche bei den Insektenarten: Zwischen 1989 und 2016 wurde ein Rückgang von 76 % der Fluginsekten-Biomasse festgestellt.